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Stillförderung Schweiz

Fachtagung 2023 Zürich

«Einflüsse auf das Stillen»

Programm - Details zu den Vorträgen und Präsentationen


Stillerfolg, Stillraten und Stilldauer sind auch abhängig von äusseren Einflüssen:  Selbstwirksamkeit, Geburt, Marketingstrategien, Wiederaufnahme der Arbeit nach der Mutterzeit.  Die Referentinnen erläutern, was den Erfolg oder Misserfolg des Stillens beeinflussen kann. Abgerundet wird die Weiterbildung von einer künstlerischen Betrachtung der Einflüsse auf das Stillen.


1. September 2023


Fortbildungspunkte:

  • 2.5 e - log (BSS, SHV, SBK)
  • 4 SVDE
  • 3 Credits Pädiatrie Schweiz
  • CERP IBCLC 1,75 L- CERPs (Lactation), 0,75E-CERPs (Ethics)*


Programm






Abstracts

Warum stillen Frauen - oder nicht? Eine gesundheitspsychologische Betrachtung des Stillverhalten

Prof.h.c. Silvia Honigmann

Stillberaterin IBCLC, Ernährungsberaterin SVDE, MAS Gesundheitsförderung und Prävention


In den letzten 40 Jahren wurden Programme lanciert, um das Stillen zu fördern, WHO und viele Fachgesellschaften erkennen die Vorzüge der Muttermilch und empfehlen den Müttern, ihre Babys zu stillen. Trotz diesen Bemühungen stillen in den meisten Industrienationen viele Frauen ihre Kinder viel kürzer als empfohlen.

Fachpersonen im Gesundheitswesen werden, wenn sie Mütter und ihre Säuglinge begleiten, häufig mit Stillproblemen konfrontiert. Diese können die erste Zeit nach der Geburt belasten. Dabei fällt auf, dass einige Mütter viel Kraft und Energie ins Stillen investieren, anfängliche Probleme erfolgreich meistern und ihr Ziel schliesslich erreichen. Andere hingegen geben schneller auf und stillen ihre Kinder nicht. Worin liegt der Unterschied?

Im Vortrag werden die Einflüsse auf das Stillen anhand des sozialkognitiven Prozessmodells des Gesundheitsverhaltens analysiert. Ein besonders interessanter Aspekt dabei ist der Einfluss der Selbstwirksamkeit auf das Stillen. Einige Arbeiten konnten zeigen, dass Frauen, die eine höhere Selbstwirksamkeit aufweisen, erfolgreicher bei der Bewältigung anfänglicher Probleme sind und signifikant mehr stillen als Frauen mit niedrigen Scores.


Präsentation


Wie die Geburt den Stillstart beeinflussen kann: Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten

Anja Hurni

Hebamme MSc, Still- und Laktationsberaterin IBCLC, Dozentin BSc Hebamme


Wenn die Geburt in einem gesunden hormonellen Gleichgewicht weitgehend ungestört ablaufen kann, sind förderliche Voraussetzungen geschaffen, um die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind während der sensiblen Phase der ersten Tage positiv zu beeinflussen.

Geburtshilfliche Interventionen haben in den letzten Jahren stetig zugenommen. Diese Entwicklung wird zunehmend kritisch hinterfragt. Fachgesellschaften – so auch der Schweizerische Hebammenverband - setzen sich gegen Über- oder Fehlbehandlungen rund um die Geburt ein.
Grundsätzlich sollten Interventionen mit Umsicht und dann erwogen werden, wenn sie tatsächlich zu Gesundheit von Mutter und Kind beitragen.

Inwiefern sich unterschiedliche Interventionen auf den Stillbeginn und schliesslich Stillerfolg auswirken, wird in der Diskussion um die Überbehandlung rund um die Geburt wenig beachtet.
Aber gerade damit sind Fachkräfte in den ersten Stunden postpartal oder auf der Wochenbettabteilung konfrontiert. Beispielsweise mit Neugeborenen, die wenig Interesse am Saugen zeigen oder übermässig schläfrig sind. Oftmals bleibt es bei Vermutungen, dass diese Zeichen mit dem Geburtsverlauf assoziiert sind.
Die Gründe für den negativen Einfluss von geburtshilflichen Interventionen auf das Stillen sind komplex und wegen Interventionskaskaden teilweise auch schwierig zuzuordnen.  Im Vortrag werden Studien vorgestellt, die den Zusammenhang zwischen Geburt / Geburtsinterventionen und Stillbeginn beleuchten.

Es ist für das Fachpersonal eine herausfordernde, aber sehr wichtige Aufgabe, eine positive Stillbeziehung bei betroffenen Müttern und Kindern zu begünstigen. Diese Herausforderung wird im Arbeitsalltag durch die Häufigkeit der Interventionen akzentuiert. Im Referat werden förderliche und hinderliche Aspekte besprochen, welche in der Begleitung des Stillpaares relevant sind. Eine bindungsfördernde Unterstützung ist zentral, um das Stillen erfolgreich zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Hier kann der Ansatz des intuitiven Stillens (biological nurturing) hilfreich sein. Dieses Konzept von Suzanne Colson verbindet verschiedene Themenbereiche wie die Auswirkung einer zurückgelehnten Stillposition auf Mutter und Kind, die primitiven kindlichen Reflexe, die Verhaltenszustände des Kindes, der hormonelle Zustand der Mutter und deren instinktives Verhalten.


Präsentation


Wie digitale Marketingstrategien die Eltern und ihre Entscheidungen beeinflussen

Dr. phil. Britta Boutry- Stadelmann

Stillberaterin IBCLC und LLL, Koordinatorin WBTi Schweiz, IBFAN-GIFA Consultant


Im Februar 2023 veröffentlichte The Lancet eine neue Serie über das Stillen und knüpft damit an die Serie von 2016 an, in der die Vorteile des Stillens für die Industrieländer, die Gesundheit von Babys und Müttern und die großen Einsparungen bei den Gesundheitskosten aufgezeigt wurden. Im Jahr 2023 befasst sich The Lancet mit dem Marketing von Firmen, die die Unterstützung des Stillens untergraben.    https://www.thelancet.com/series/breastfeeding-2023


Die Marketingstrategien sind sehr vielfältig, sie nutzen die Angst und den Zweifel der neuen Eltern am Wert des Stillens und an ihrer Fähigkeit, sich gut um ihr Baby zu kümmern, aus. Sie zielen es auch auf Angehörige der Gesundheitsberufe und Entscheidungsträger ab. Es ist deshalb wichtig, sich dieser Werbemethoden bewusst zu sein und immer wieder die Gesundheit und das Anliegen der Eltern in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu dient auch der Internationale Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten.


Präsentation

Bibliographie und Verweise


Zurück zur Arbeit - Ende der Stillzeit?

Martina Schmid

Still- und Laktationsberaterin IBCLC, Mütterberaterin HFD


Die 14 Wochen bezahlter Mutterschaftsurlaub sind schnell vorbei. Für Frauen, die gerne stillen und auch trotz der Rückkehr in die bezahlte Arbeit weiterstillen möchten, stellen sich viele Fragen. Das Recht auf entlöhnte Stillzeiten ist gesetzlich geregelt, doch in der Praxis oft schwer umsetzbar. Wie sieht das Recht genau aus und für wen gilt es überhaupt? Denn nur wer seine Rechte kennt, kann sie auch einfordern. Anhand von einigen Beispielen werden dieser rechtliche Aspekt und die mögliche Umsetzung erläutert.

Dazu kommt die Sorge um die Ernährung des Babys bei Abwesenheit der Mutter. Was ist, wenn das Baby nur an der Brust in den Schlaf findet, die Flasche nicht akzeptiert? Es ist entlastend für die Mutter, das Baby und auch für das ganze Bezugssystem, wenn der Wiedereinstieg früh genug vorbereitet wird. Es ist die Mutter, die weiterstillt. Doch es liegt an uns allen, dies für die Mutter auch möglich zu machen. Die Mutter und ihr Baby brauchen Schutz, Entlastung und die ausnahmslos uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit.

Für das Gelingen vom Weiterstillen trotz Erwerbsarbeit gibt es keine Patentlösung, sondern nur auf den Einzelfall zugeschnittene, individuelle Strategien. Abhängig vom gesellschaftlichen Kontext der Frau soll auch ihr Umfeld informiert sein zur Bedeutung des Stillens. Nicht zuletzt hat unsere eigene Haltung in der Beratung der Familien einen entscheidenden Anteil daran, dass die Mutter, das Baby und die ganze Familie einen für sie stimmigen Weg finden.


Präsentation


Stille(n) in Bildern – lautstarke Bildmacht eines Motivs. Den Darstellungen stillender Frauen (selbst)bewusst begegnen

Désirée Antonietti von Steiger

Neugieriger, mitfühlender und mutiger Mensch; intuitive Erneuerin und anregende Ermöglicherin, die mittels Kunstwerken wirkt, verbindet und verändert. lic. phil. I; (www.desireeantonietti.ch)


Frau – Brust – Kind, das sind die wesentlichen Elemente eines Jahrtausende alten Bildmotives: Darstellungen des Themas Stillen.
Wir Menschen sind Mammalia – Säugetiere. Unsere Babys nennen wir auch Säuglinge. Dank wundersamen Vorgängen in der weiblichen Brust produziert diese Nahrung in Form von Muttermilch. Trinkt das Baby wird es meistens ruhig und still. Stillen(de). Wir sehen demzufolge natürliche, realitätsnahe Szenen und eine biologisch bewährte Art der Ernährung unseres Nachwuchses. Vermeintlich.

Sie erhalten eine Tour d’Horizon zum Bildmotiv der stillenden Frau von der Urzeit bis ins Heute in unserem Kulturkreis.
Was sehen und fühlen wir? Was nehmen wir wahr beim Betrachten dieser Abbildungen. Was wird in diesen Interpretationen des Themas wirklich vermittelt?
Im Umgang mit Bildern ist nützlich, sich ihre Macht zu vergegenwärtigen.
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte.

Daher ist Vor- und Umsicht angebracht sowie Innehalten und Reflektieren des Betrachteten sinnvoll. Welche persönlichen, religiösen, politischen oder sozialen Aspekte spielen stillschweigend eine Rolle in diesen Darstellungen?
Wie gelingt uns, ihnen im Bewusstsein zu begegnen, dass sie nicht Realität abbilden, sondern konstruierte Wirklichkeiten sind?

Dieser kunsthistorische Überblick lädt ein, diesen ideellen, gemalten Gebilden achtsam zu begegnen und mit Eigen-Sinn sowie Selbst-Bewusstsein ein möglichst persönliches Bild vom Stillen zu entwerfen, das lebensnah und stimmig ist.


Präsentation

Bilderliste


Finanzielle Unterstützung:


* Stillförderung Schweiz wurde vom International Board of Lactation Consultant Examiners® (IBLCE®) als CERP-Anbieter für das aufgelistete Programm der Continuing Education Recognition Points (CERPs) anerkannt. Die Feststellung der CERPs-Berechtigung oder des CERPs-Anbieterstatus bedeutet nicht, dass IBLCE® die Qualität der Ausbildung bestätigt oder bewertet. INTERNATIONAL BOARD OF LACTATION CONSULTANT EXAMINERS®, IBLCE®, INTERNATIONAL BOARD CERTIFIED LACTATION CONSULTANT® und  IBCLC® sind eingetragene Marken des International Board of Lactation Consultant Examiners.




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