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Stillförderung Schweiz

Internationaler Kodex über die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten (WHO Kodex)

Um das Stillen zu schützen und zu fördern haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die UNICEF 1981 den internationalen Kodex über die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten verabschiedet und die Mitgliedstaaten aufgefordert, diesen in geeigneter Weise umzusetzen.

Der WHO Kodex bezieht sich auf «Muttermilchersatznahrung einschliesslich vorgefertigter Säuglingsnahrung; andere Milchprodukte, Nahrungsmittel und Getränke, einschliesslich flaschenverfütterter Beikost, wenn diese als – mit oder ohne Veränderung – teilweiser oder voller Ersatz für Muttermilch vermarktet oder auf andere Weise angeboten werden; Säuglingsflaschen und Sauger». 

Dem Gesundheitspersonal sollen seitens der Hersteller keine finanziellen oder materiellen Anreize geboten werden, um Produkte zu fördern, die in den Anwendungsbereich dieses Kodex fallen.

In der Schweiz wird der WHO Kodex nur teilweise umgesetzt. Ein Teil wurde in die Gesetzgebung übernommen. Weitere Regeln zur Vermarktung werden im schweizerischen Verhaltenscodex festgehalten.

Die Allianz WHO Kodex, welche sich zusammensetzt aus Vertretern von Pädiatrie Schweiz, Berufsverband Schweizer Stillberaterinnen, Schweizerischer Hebammenverband, Schweizerischer Fachverband Mütter-Väterberatung, Unicef Schweiz und Liechtenstein, La Leche League Schweiz, Geneva Infant Feeding Association und Stillförderung Schweiz ist bestrebt, möglichst viele Aspekte des WHO Kodexes in die schweizerische Gesetzgebung und den nationalen Verhaltenscodex einzubringen.

Aktualisierungen und Ergänzungen werden laufend in zusätzlichen Resolutionen jeweils durch die Weltgesundheits-Versammlung (WHA) verabschiedet.

WHO Resolutionen zu Säuglings- und Kleinkindernährung:


Globaler Kongress zur Umsetzung des Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten

Vom 20. bis 22. Juni 2023 fand in Genf der erste globale Kongress über die Umsetzung des Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten statt. An dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) ausgerichteten Kongress nahmen Delegierte aus rund 130 Ländern teil. Die Konferenz konzentrierte sich auf die Entwicklung von Strategien zur Beendigung unethischer Marketingpraktiken im Zusammenhang mit Muttermilchersatzprodukten und schuf die Grundlage für verantwortungsvolle, weltweit anerkannte Standards.

Am ersten Kongresstag kamen internationale Experten zusammen, die ihre Erkenntnisse und ihr Wissen über die drängenden Probleme im Zusammenhang mit der unethischen Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten austauschten, die der Gesundheit von Kindern kurz- und langfristig schadet, indem sie das Stillen untergräbt und Eltern, die mit der Flasche füttern, in die Irre führt.  Es besteht ein dringender Bedarf an strengeren Regulierungsrichtlinien zu den Auswirkungen der Vermarktung dieser Ersatzprodukte auf die globale Kinderernährung.  

Dr. Tedros Ghebreyesus hielt die Eröffnungsrede, gefolgt von thematischen Diskussionen über die Stärkung der Gesetzgebung, Überwachung und Durchsetzung der Bestimmungen des Internationalen Kodex für die Vermarktung. Ziel war es, ein Umfeld für kooperative Arbeitspläne und regionale Netzwerke zu schaffen.

Am folgenden Tag wurden diese Arbeitspläne weiterentwickelt. Die Delegierten arbeiteten an der Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Gesetzgebung, der Überwachungssysteme und der Durchsetzung in ihren jeweiligen Ländern. Darüber hinaus erwies sich die Einrichtung regionaler Netzwerke für den Informationsaustausch und die Unterstützung als wichtiger Bestandteil der Tagesordnung.

Am dritten Kongresstag ging es um bewährte Verfahren zur Überwachung der digitalen Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten. Im Anschluss daran berichteten Redner über ihre Erfahrungen, wie mehrere Länder ihre Massnahmen gegen unangemessenes Marketing verstärkt haben.

Die dreitägige Veranstaltung endete mit einem positiven Fazit: Die Delegierten waren um Wissen, Strategien und Instrumente reicher. Das kollektive Engagement für ethische Praktiken bei der Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten war offensichtlich und unterstreicht die zentrale Rolle dieses globalen Kongresses. Die in diesen drei Tagen gewonnenen Erkenntnisse und geschlossenen Partnerschaften werden zweifellos die Zukunft der Säuglingsernährung und der damit verbundenen Marketingpraktiken weltweit prägen.

Globaler Kongress zur Umsetzung des internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten

Bericht von UNICEF und WHO dokumentiert Marketingpraktiken der Nahrungsmittelindustrie, die die Ernährung von Kindern gefährden und gegen internationale Verpflichtungen verstossen (Februar 2022)

Mehr als die Hälfte der Eltern und schwangeren Frauen (51 Prozent), die für einen neuen WHO/UNICEF-Bericht befragt wurden geben an, dass sie mit Marketingmassnahmen von Herstellern von Säuglingsnahrung konfrontiert worden seien, die in weiten Teilen gegen internationale Standards für Säuglingsernährung verstossen.


Der Bericht „How marketing of formula milk influences our decisions on infant feeding“ stützt sich auf Interviews mit Eltern, schwangeren Frauen und Gesundheitsfachkräften in acht Ländern. Er dokumentiert systematische und unethische Marketingstrategien, mit denen die Hersteller von Muttermilchersatzprodukten die Entscheidungen der Eltern bei der Ernährung von Säuglingen zu beeinflussen suchen.


Solche Marketingmassnahmen umfassen unregulierte, invasive Online-Werbung, gesponserte und somit nicht unabhängige Beratungsnetzwerke bzw. Helplines sowie kostenlose Geschenke. Verbreitet ist auch die gezielte Beeinflussung der Ausbildung von beziehungsweise der Entwicklung von Empfehlungen für das Gesundheitspersonal.


Die Botschaften an Eltern und Gesundheitspersonal sind dabei oftmals irreführend sowie wissenschaftlich nicht fundiert und verstossen gegen den Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten. Dieser Kodex ist ein bahnbrechendes Abkommen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, das 1981 von der Weltgesundheitsversammlung verabschiedet wurde, um Mütter vor aggressiven Marketingpraktiken der Babynahrungsindustrie zu schützen.

"Dieser Bericht zeigt sehr deutlich, dass die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten nach wie vor auf inakzeptable Weise allgegenwärtig, irreführend und aggressiv ist", sagte Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO. "Um die Gesundheit der Kinder zu schützen, müssen dringend Vorschriften gegen dieses ‚exploitative Marketing‘ erlassen und durchgesetzt werden."

Mehr dazu von Unicef

Pressemitteilung WHO

Die Vorstellung des Berichts zum Nachschauen

Die WHO ruft zur Unterzeichnung eines offenen Briefes auf.

weitere Unterlagen der europäischen WHO Region


Zum 40-jährigen Jubiläum hat die GIFA (Geneva Infant Feeding Association) eine Broschüre erstellt mit einem Überblick über den Geltungsbereich und die Themen des internationalen Kodex über die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten.


UNICEF und WHO fordern 2021 Regierungen auf, die Anforderungen des Kodexes vollständig in ihr Gesetz zu übernehmen, um zu verhindern, dass kommerzielle Interessen das Stillen, die optimale Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern sowie die Gesundheit von Kindern und Frauen untergraben.
2017 erschien ein Update in Form von häufigen Fragen (FAQ), das die Anliegen des Kodex sowie die einzelnen Veränderungen seit der ersten Verabschiedung thematisiert.


Alle Links in der Übersicht:


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